Mittwoch, 15. März 2017

Hausaufgaben auf dem Baum


Neulich erzählte mir eine Mutter, wie sie mit ihrer Tochter Mathematik-Hausaufgaben erledigt hatte. Ihre Erfahrungen entpuppten sich als Trouvaille, die nicht vergessen werden sollte.

Das Mädchen, nennen wir sie Anne-Lise, sollte mehrere Seiten Additionen und Subtraktionen im Hunderterraum lösen. Die Mutter sass mit ihr auf dem Balkon, spornte sie an und half ab und zu. Anne-Lises  Arbeitstempo verlangsamte sich. Die Zeitnot der Mutter stieg an, weil berufliche Verpflichtungen warteten.
Im Gesicht von Anne-Lise zeichnete sich ab, wie ein schulfreier Nachmittag verloren ging. Die Spiele mit den Freundinnen wurden unwahrscheinlicher, und das ersehnte Herumrennen im Garten erfuhr mit jedem Blick auf die Rechenbeigen eine widerwärtige Lähmung. 
Mitten in diesen Nöten folgte die Mutter einem Geistesblitz: «Anne-Lise, ich sehe, wie sich deine Augen im Baum verlieren, auf dem du so gern herumkletterst. Ich mache dir einen Vorschlag: begib dich auf den Baum. Ich lese die Rechenaufgaben, und du rufst das Resultat zurück, das ich mit feinen Bleistiftstrichen notieren werde. Danach überschreibst du die Sachen.»

Anne-Lise verschwand in ihrer geliebten Baumkrone, aus der in zügigem Tempo Zahlen erklangen.

Sonntag, 11. Dezember 2016

Die Kunst des Zuhörens

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to listen, to hear, ... 
Musik und Bildung
Dialogische Pädagogik und das flexible Interview als Einübung in die Kunst des Zuhörens:
hören, hinhören, zuhören, heraushören, hörig?! 
Sehenswert-hörenswert, dieses Gespräch zwischen Daniel Baremboim und Barbara Bleisch.




Samstag, 11. Juni 2016

Befehlssprache

www.google.com "Arbeitsblatt" Ausschnitt


Die Gabe von Aufgaben im Unterricht oder in Tests ähnelt augenscheinlich Befehlsausgaben bis in die modernsten Lehrformen und Testformen hinein (vgl. Deleuze & Guattari (2005). Insofern ist die Verwendung des flexiblen Interviews nicht automatisch eine soziale Errungenschaft.

Immerhin ermöglicht die Methode, dass der Übergang von Befehlssprachen zum Sprachspiel (vgl. Wittgenstein, 1980) erforscht, bewusst gemacht und entwickelt werden kann. Das Sprachspiel wird Experimentierraum für Empathie und Verstehen (vgl. Imola, 2010), oder anders gesagt, es wird Raum für die Menschlichkeit geschaffen, zu der wir nach Simone Weil (2011) absolut verpflichtet sind.


Literatur
Deleuze, G., Guattari, F. (2005). Tausend Plateaus: Kapitalismus und Schizophrenie (6. Aufl.). Berlin: Merve Verlag.

Imola, A. (2010). Empathie und verstehen. Die Methode von Nicola Cuomo. Verfügbar unter:  http://rivistaemozione.scedu.unibo.it [18.03.2012]

Weil, S. (2011). Die Verwurzelung: Vorspiel zu einer Erklärung der Pflichten dem Menschen gegenüber. Zürich: diaphanes.

Wittgenstein, L. (1980). Tractatus logico-philosophicus, Tagebücher 1914-1916, Philosophische Untersuchungen (4. Auflage). Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

Mittwoch, 27. April 2016

Mathematik - Ein wuchernder, nomadisierender Jargon




Gilles Deleuze und Félix Guattari (vl., Bild aus Mark Dyal)

Schaut euch die Mathematik an, das ist keine Wissenschaft, sondern ein wuchernder, nomadisierender Jargon. Sogar und vor allem in der Theorie leistet ein prekäres pragmatisches Gedankengebäude mehr als der Abklatsch von Begriffen, die ihren Einschnitten und Weiterentwicklungen zum Trotz doch nichts ändern. (S. 38f.)

Literatur
Deleuze, G., Guattari, F. (1977). Rhizom. Berlin: Merve Verlag.