Neulich erzählte mir eine Mutter, wie sie mit ihrer Tochter Mathematik-Hausaufgaben erledigt hatte. Ihre Erfahrungen entpuppten sich als Trouvaille, die nicht vergessen werden sollte.
Das Mädchen, nennen wir sie Anne-Lise,
sollte mehrere Seiten Additionen und Subtraktionen im Hunderterraum lösen. Die
Mutter sass mit ihr auf dem Balkon, spornte sie an und half ab und zu.
Anne-Lises Arbeitstempo verlangsamte
sich. Die Zeitnot der Mutter stieg an,
weil berufliche Verpflichtungen warteten.
Im Gesicht von Anne-Lise zeichnete sich ab,
wie ein schulfreier Nachmittag verloren ging. Die Spiele mit den Freundinnen
wurden unwahrscheinlicher, und das ersehnte Herumrennen im Garten erfuhr mit
jedem Blick auf die Rechenbeigen eine widerwärtige Lähmung.
Mitten in diesen Nöten folgte die Mutter
einem Geistesblitz: «Anne-Lise, ich sehe, wie sich deine Augen im Baum
verlieren, auf dem du so gern herumkletterst. Ich mache dir einen Vorschlag: begib dich
auf den Baum. Ich lese die Rechenaufgaben, und du rufst das Resultat zurück,
das ich mit feinen Bleistiftstrichen notieren werde. Danach überschreibst du
die Sachen.»
Anne-Lise verschwand in ihrer geliebten
Baumkrone, aus der in zügigem Tempo Zahlen erklangen.
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