Freud (1917) bilanzierte den Versuch der Psychoanalyse, dass sie das Ich belehren könne, mit dem Fazit, dass das Ich gar nicht Herr im eigenen Haus sei. Daraus entwickelte er die Definition der sogenannten psychologischen Kränkung. Diese besteht aus der Kombination zwischen dem Scheitern der Psychoanalyse als Belehrung des Ich und dem Ich, das sich selber liebt.
Wie steht es
bezüglich der Kränkungen um die Pädagogik? Die Belehrbarkeit der Lernenden
gehört bei gewissen pädagogischen Theorien zu den Kernannahmen. Die wachsende
Zahl der Lern- und Verhaltensstörungen jeder Art erzeugt Zweifel daran. Die Bedeutungen
einer Belehrung führen nicht zu identischen Bedeutungen im Wissen und Können
der Lernenden.
Das führt zur
Definition der pädagogischen Kränkung. Sie besteht einerseits aus der Differenz
der Bedeutungen von Belehrungen und andererseits aus den geliebten, jedoch gescheiterten Handlungsmodellen der Pädagogen.
Wahr ist, dass
Kommunikation in der Psychoanalyse die Differenzen relativiert. Das Ich des
Psychoanalytikers und das Ich des Analysanden entwickeln Differenzierungen,
welche zur Heilung führen. Wahr ist auch, dass die Kommunikation in der
Pädagogik bzw. im Unterricht die Differenz zwischen den Bedeutungen der Lehre
und dem Lernen relativiert. Pädagoge und Zögling erzeugen Differenzierungen,
Einsicht und Kompetenz. Das flexible-kritische Interview dynamisiert die
Kommunikation durch die konsequente Hinzunahme von Handlungen.
„Unterrichten
ist, als würde man mit einer Gabel Sand schaufeln“, fasste mein Freund, Markus
Scheiwiller, ein Gespräch über Pädagogik zusammen. Wir schmunzelten.
Freud, S. (1917).
Eine Schwierigkeit der Psychoanalyse. Imago. Zeitschrift für
Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften V
(1917). S. 1–7. Zugriff [05.03.2014] http://www.gutenberg.org/files/29097/29097-h/29097-h.htm
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen