Sonntag, 8. April 2012

Wozu Geometrie-Unterricht?

Hans Freudenthal


(...) Will man die Geometrie als logisches System dem Schüler auferlegen, so kann man sie in der Tat lieber abschaffen. Es gibt schlüssigere Systeme als welches System der Geometrie auch, das man sich ausdenken könnte. Geometrie-Unterricht kann nur sinnvoll sein, wenn man die Beziehung der Geometrie zum erlebten Raum ausnutzt. Unterlässt der Erzieher das, so lässt er sich unersetzliche Gelegenheiten entgehen. Geometrie ist eine der grossen Gelegenheiten, die Wirklichkeit mathematisieren zu lernen. Es ist eine Gelegenheit, Entdeckungen zu machen – wir werden es an Beispielen sehen. Gewiss, man kann auch das Zahlenreich erforschen, man kann rechnend denken lernen, aber Entdeckungen, die man mit den Augen und Händen macht, sind überzeugender und überraschender. Die Figuren im Raum sind, bis man sie entbehren kann, ein unersetzliches Hilfsmittel, die Forschung und Erfindung zu leiten. (S. 380)


Freudenthal, H. (1977). Mathematik als pädagogische Aufgabe (2., durchgesehene Auflage  Bd. 1 und 2). Stuttgart: Ernst Klett Verlag.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen