(...) Will man die Geometrie als
logisches System dem Schüler auferlegen, so kann man sie in der Tat lieber
abschaffen. Es gibt schlüssigere Systeme als welches System der Geometrie auch,
das man sich ausdenken könnte. Geometrie-Unterricht kann nur sinnvoll sein,
wenn man die Beziehung der Geometrie zum erlebten Raum ausnutzt. Unterlässt der
Erzieher das, so lässt er sich unersetzliche Gelegenheiten entgehen. Geometrie
ist eine der grossen Gelegenheiten, die Wirklichkeit mathematisieren zu lernen.
Es ist eine Gelegenheit, Entdeckungen zu machen – wir werden es an Beispielen
sehen. Gewiss, man kann auch das Zahlenreich erforschen, man kann rechnend
denken lernen, aber Entdeckungen, die man mit den Augen und Händen macht, sind
überzeugender und überraschender. Die Figuren im Raum sind, bis man sie
entbehren kann, ein unersetzliches Hilfsmittel, die Forschung und Erfindung zu
leiten. (S. 380)
Freudenthal, H. (1977). Mathematik als pädagogische Aufgabe (2., durchgesehene Auflage Bd. 1 und 2). Stuttgart: Ernst Klett Verlag.
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